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+++ Plastikmüll überfordert UN +++

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15.8.2025

Gestern sollte in Genf die UN-Konferenz gegen Plastikvermüllung zu Ende gehen. Vertreter von ungefähr 170 Ländern haben sich am Dienstag letzter Woche getroffen, um ein Abkommen zur Regulierung der Produktion und des Umgangs mit Plastik zu verhandeln, um die weltweite Plastikflut und die daher kommende dramatische Umweltverschmutzung unter Kontrolle zu bekommen. Die Vorbereitungen dieses Abkommens begannen 2022. Es handelte sich um die sechste Runde dieser Art, nachdem auf der eigentlich planmäßig letzten Konferenz im Dezember 2024 im koreanischen Busan der Durchbruch nicht zu erzielen war. Das Abkommen soll den gesamten Lebenslauf von Plastik regeln: Produktion, Nutzung und letztendlich Entsorgung.

Es ist überall

Der erste Kunststoff wurde auf der Weltausstellung 1862 vorgestellt. Aber erst im zweiten Weltkrieg entstand die Massenproduktion erst für militärische Zwecke, bevor nach Kriegsende die kommerzielle Nutzung in der Breite Fahrt aufnahm. Plastik war preiswert, leicht, stabil und langlebig. Heute ist Plastik nahezu überall enthalten: Autos, Elektrogeräte, Werkzeuge, Computer, Möbel … die Liste ist endlos. Neben den Gebrauchsgegenständen ist Plastik auch Hauptmaterial von Verpackungen, also Material, dass direkt nach Verwendung in der Regel sofort im Müll landet.

Ein paar Zahlen

1950 betrug die weltweite Plastikproduktion unter 1 Million Tonnen. Heute werden über 500 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert. Das sind 500 Milliarden Kilogramm. Schätzungen gehen von einer Verdreifachung bis zum Jahr 2060 aus. Über 44 Prozent der aktuellen Produktion gehen in Verpackungen, also danach in die Entsorgung. Weltweit werden nur ca. 10%  der Produktion recycled. Der Rest wird verbrannt, deponiert oder einfach in die Landschaft geworfen. 10 Millionen Tonnen Plastik gelangen pro Jahr in die Ozeane, davon verbleibt nur der kleinere Tail auf dem Meeresspiegel und damit häßlich sichtbar. Der Großteil sinkt auf den Meeresboden und breitet sich als unsichtbare Müllhalde aus. Einer Schätzung zufolge könnten sich, am Gewicht gemessen, bis zum Jahr 2050 mehr Plastikartikel als Fische im Meer befinden. Bislang haben sich in Flüssen und Ozeanen nach Schätzungen weltweit insgesamt 152 Millionen – in Worten einhundertzweiundfünfzig Millionen – Tonnen Plastikmüll angesammelt.

Das Konsumverhalten variiert stark: Der weltweit höchste Pro Kopf-Verbrauch von Plastik ist in den USA mit 216 Kilogramm, in Europa liegt er bei 86 Kilogramm, der niedrigste in Afrika mit 13 Kilogramm.

Probleme von Plastik

Es ist schon kein schöner Anblick, wenn dem Besucher von öffentlichen Plätzen und Straßen oder dem Waldspaziergänger im Gebüsch achtlos weggeworfene Plastikbecher, Chipstüten oder Coladosen in’s Auge fallen und die Frage „Muss das sein?“ auslösen.

Aber darüber hinaus gibt es substantielle Probleme: Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Es löst sich nur in Kleinstteile auf, die aber trotzdem noch da sind. Eine Plastikflasche – in ein paar Minuten ausgetrunken und weggeworfen – braucht bis zu 450 Jahre, bis sie sich in ihre Kleinstteile zersetzt hat. Das ist die Kehrseite von langlebig.

Soweit Plastik verbrannt wird – in Europa 38%, in China 60%, in Japan 70%, werden Schadstoffe wie Dioxine, Chlor, Kohlendioxid als bekanntes Treibhausgas, Kohlenmonoxid als Atemgift und krebserregende Aromate freigesetzt.

Plastik ist im menschlichen Körper angekommen: Nach einer Studie des WWF nimmt jeder Mensch etwa fünf Gramm Mikroplastik pro Woche über Nahrung, Luft und Hautkontakt auf – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. Das Mikroplastik landet im Blut, der Leber, im Darm, im Herzen, im Gehirn und in der Muttermilch. Die gesundheitlichen Folgen sind bislang unerforscht. Plastik ist aber auch gefährlich für Tiere wie Vögel oder Fische, die sich darin verheddern oder es fressen und dadurch ohne Nahrung das Hungergefühl verlieren oder innere Schäden an Organen erleiden – oft mit Todesfolge.

Das Abkommen?

Der Beitrag begann damit, dass die UN-Konferenz gestern zu Ende gehen sollte – sie ist es nicht und wurde auf heute verlängert. Der Durchbruch bei dem Abkommen ist trotzdem wieder nicht gelungen. Das zentrale Problem ist, dass Plastik hauptsächlich auf Öl basiert und ölproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, der Iran und Russland bei den geplanten Einschränkungen der Produktion und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Einbußen nicht mitgehen wollen.

Während der letzten anderthalb Wochen war die Medienberichterstattung über die Konferenz eher im Hintergrund und zurückhaltend. Mehrfach wurden die begrenzten Fortschritte der Tagung bemängelt.

In einem Satz eines auch interviewten Klimaforschers wird die entsprechende Frustration deutlich: „Wir sollten uns wirklich überlegen, ob uns künftige Generationen wirklich interessieren oder nicht. Im Moment sieht es nicht danach aus.“ Diese Frage darf auch im Hinblick auf diverse andere Themengebiete gestellt werden.

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