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+++ Welterschöpfung – blind auf Pump +++

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9.5.2025

Der Welterschöpfungstag

Der vergangene Samstag, der 3. Mai 2025, war der so genannte Welterschöpfungstag 2025 für Deutschland. Der Welterschöpfungstag ist in einer jährlichen Kampagne der Organisation Global Footprint Network der Tag, an dem der ökologische Fußabdruck die Biokapazität überschreitet, m.a.W. die innnerhalb eines Jahres erneuerbaren Ressourcen und CO2-Abbaukapazitäten verbraucht sind. Läge der Tag am 31. Dezember eines Jahres, würden wir nachhaltig leben.

Der Welterschöpfungstag wird für die Welt insgesamt, aber auch für deren einzelne Länder berechnet und ist daher eine rechnerische und vereinfachte Festlegung. Er soll verdeutlichen, ab wann die Menschheit im Hinblick auf die Umwelt über ihre Verhältnisse lebt. Parallel wird errechnet, wieviele Erden die Menschheit für ihren Lebensstil benötigen würde, um ihn nachhaltig aufrechterhalten zu können. Weltweit bräuchte es dafür 1,7 Erden.

Leben auf Pump

Der Welterschöpfungstag wird mit ökonomischen Begriffen definiert um ihn konkreter eingängig zu machen. Übersetzt man den kollektiven Lebenstil und seine ökologischen Auswirkungen in individuelles Wirtschaften wird die Absurdität dieses Lebensstils sichtbar.

Ressourcen im individuellen Leben sind Wohnraum, Nahrungsmittel, Kleidung, Energie, Kino etc. Der individuelle Mensch plant und führt sein Leben im allgemeinen so, dass er all dies dauerhaft verfügbar hat und bezahlen kann. Wenn die Ressourcen am 3. Mai des Jahres schon erschöpft sind, müßte er ab dem 4. Mai unter die Brücke, hätte nichts mehr zu essen u.s.w. Es sei denn, er hat Rücklagen, die er verbrauchen kann, solange sie vorhanden sind. In der Altersvorsorge werden z.B. diese Rücklagen für die Lebensphase aufgebaut, in der die Rente kleiner als das letzte Gehalt sind, die Lebenshaltungskosten jedoch dieselben bleiben.

Wenn diese Rücklagen nicht oder nicht mehr vorhanden sind, muss man Schulden machen. Schulden machen aber nur Sinn bzw. man bekommt den Kredit von der Bank nur, wenn man ihn auch zurückzahlen kann. Wenn absehbar ist, dass man keinen Kredit bekommt, wird man versuchen, den Verbrauch der Rücklagen zu verlangsamen, um über die Runden zu kommen, also sparsamer zu leben und den Gürtel enger zu schnallen. Das ist der Regelfall individuellen Wirtschaftens.

Im kollektiven Lebensstil der Menschheit findet aber genau dieses Verhalten nicht statt. Es sind noch Rücklagen in Form von Ressourcen und Emmissionsabbaukapazitäten vorhanden, aber sie schmelzen zusammen. In dem Maß, in dem mehr CO2 emmittiert als abgebaut wird, erwärmt sich die Erde, und Ausmaß und Häufigkeit von Umweltkatastrophen nehmen zu. Noch dramatischer ist aber, dass es diese Ressourcen nicht auf Kredit gibt. Wenn sie aufgebraucht sind, sind sie weg.

Gleichzeitig ist die Erde Lebensraum der Menschheit. Individueller Lebensraum wie eine Wohnung wird bewohnt, benutzt oder gebraucht. Verbraucht werden Dinge wie Papier, Nahrungsmittel oder Benzin, die man nachkaufen kann. Die Erde kann man aber nicht nachkaufen. Trotzdem gebrauchen wir sie nicht, sondern verbrauchen sie, ohne eine Alternative zu haben, wenn sie aufgebraucht ist.

Warum dieser Lebensstil im Kollektiv, den kein normaler Mensch im eigenen Leben pflegen würde?

In unserem Beitrag im Dezember zur Erderwärmung im Rekordtempo in 2024 haben wir die Probleme, denen Umweltschutz immer wieder zum Opfer fällt, beschrieben. Solche Probleme sind prominente Geringschätzigkeit gegenüber dem Thema, Umwelt als öffentliches Gut, der Vorrang von “Dringend” vor “Wichtig”, die Inflation von Krisen- und Warnmeldungen und die menschliche Tendenz, Dinge erst anzugehen, wenn es nicht mehr aufzuschieben ist.

An den Daten zum Welterschöpfungstag werden zusätzliche Aspekte deutlich. 1961 lag der Tag weltweit im Mai 1962, d.h. es blieben Ressourcen übrig. 1970 lag er auf dem 29. Dezember. Für 2025 fällt er auf den 2. August.  In 55 Jahren ist er um 5 Monate nach vorne gewandert – der Verbrauch der Ressourcen beschleunigte sich kontinuierlich.

Der deutsche Welterschöpfungstag liegt schon dem 3. Mai. Deutschland lebt also schon drei Monate früher über seine Verhältnisse als der weltweite Durschnitt. Auf der anderen Seite lag er in 2017 schon auf dem 17. April. Umweltschutzmaßnahmen haben den Tag in den letzten Jahren also wieder nach hinten, d.h. in die richtige Richtung verschoben. In den USA liegt der Tag bereits Mitte März, in Ländern wie Quatar liegt er bereits im Februar. Daran wird deutlich, dass die großen Industrienationen die Ressourcen massiv auf Kosten der ärmeren Länder verbrauchen. Die ärmeren Länder bekommen aber im selben Maß die Auswirkungen der Erderwärmung zu spüren.

Das sind Zahlen, die auch Gerechtigkeitsüberlegungen auslösen. Wenn 6 prominente Celebrities in einer Rakete von Jeff Bezos für ein paar Minuten in den Orbit fliegen, werden dabei Ressourcen verbraucht, die arme Teile der Menschheit wahrscheinlich im Leben nicht verbrauchen. Ebenso relevant ist die Tatsache, dass die Ressourcen von einer Generation verbraucht werden, die Folgen aber von den nächsten getragen werden.

Die Erde verdient Respekt

Die Erde ist Lebensraum und Zuhause der Menschheit, kein Verbrauchsmaterial, sondern Gebrauchsgegenstand. Es gibt sie nur einmal. Dieser Beitrag hat nicht das Anliegen, Realitäten und Gegebenheiten, Lebensnotwendigkeiten oder wirtschaftliche Realitäten zu ignorieren. Auf der anderen Seite gibt es Verkehr, der nötig, und Verkehr, der unnötig ist, Verpackungen, die nötig, und Verpackungen, die unnötig sind, Müll, der nötig, und Müll, der unnötig ist. Bei allen zu respektierenden Realitäten gibt es in jedem praktischen Leben zahlreiche Ansatzpunkte, einen Unterschied zu machen.

Umweltschutz ist wichtig, möglich und teilweise so einfach.

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